Kapitel 1
Der stechende Schmerz in ihren H�nden lie� langsam nach.
Genauso wie der Kampf in ihren Inneren, den sie nur
knapp gewonnen hatte. Der D�mon in ihr pulsierte, stark, viel st�rker als sonst. Wie eine leise Stimme hallten Gedanken und Bilder in ihrem
Kopf wieder. Doch es waren nicht ihre eigenen Gedanken.
Ruhig blickte sie auf den toten K�rper zu ihren F��en. Die gr�nliche Haut des
D�mons war besudelt von seinem Blut. Genauso wie die W�nde des kleinen Raumes, das Izobel ihr Zuhause nannte. Oder genannt hatte. Jetzt
war es das nicht mehr. Jetzt, wo die D�monen sie gefunden hatten und sie gezwungen war ihre eigene, d�monische Kraft
einzusetzen.
Langsam lie� sie ihren Blick am K�rper des D�mons hinab wandern.
Die winzigen Einstichwunden in dessen Brust waren
deutlich zu sehen. Es waren zehn.
Izobel sp�rte wie Ekel ihre Kehle hinaufkroch. Nur mit M�he konnte sie den Brechreiz unterdr�cken, der
sich ank�ndigte.
Abrupt wandte sich die junge Frau ab und strich sich die losen Str�hnen ihrer schwarzen Haare aus der Stirn. Ihre Stirn
f�hlte sich unter ihren H�nden kalt und feucht an. Genauso wie ihr �briger K�rper.
Izobel fror.
Zitternd schlang sie ihre Arme um sich und
lie� sich auf die kahle Matratze sinken.
Was mache ich hier eigentlich, dachte sie und atmete einige male tief ein und wieder aus. Dann
stand sie wieder auf und lief rastlos durch das kleine Zimmer. Ihre wenigen Habseligkeiten waren bereits in einer kleinen Tasche verstaut,
bereit aufzubrechen. Wieder einmal. In eine fremde Stadt, in der Hoffnung auf einen Neuanfang, ein normales Leben.
Mit einem letzten Blick
auf den leblosen K�rper schloss Izobel langsam die T�r hinter sich.
Mit einem Ruck setzte sich der Zug langsam in Bewegung.
Die
Lichter auf den Bahngleisen begannen sich zu bewegen, genauso wie die wenigen Menschen die um diese Uhrzeit noch auf den Steigen
standen.
Ersch�pft, als w�re sie kilometerweit gelaufen, sank Izobel gegen die weiche R�ckenlehne und schloss die Augen. Doch an Schlaf
war nicht zu denken. Die meisten Menschen im Zug zerrten schwere Koffer hinter sich her, stie�en dabei gegen die Sitzenden und rissen sie aus
dem d�mmrigen Halbschlaf, in den sie alle gefallen waren.
�Einen Apfel?�.
Eine ruhige, freundliche Frauenstimme riss Izobel aus ihren
Gedanken. Auch wenn sie sich an diese nicht erinnern konnte. Ihr war, als w�ren ihre Gedanken in ein tiefes schwarzes Loch gefallen. Unf�hig
sich daraus zu befreien. Doch jetzt war sie wieder hier. Im Zug. Auf dem Weg nach London.
�Wie bitte?�, erwiderte Izobel verunsichert und
blinzelte.
�Einen Apfel, Kleines. Du siehst du ersch�pft aus. Hier. Nimm ihn. Ich hab noch ein halbes Dutzend in meiner Tasche�, sprach die
Frau ruhig weiter und hielt ihr einen gro�en gr�nen Apfel hin.
�Oh. �hm � ja. Vielen Dank�.
Langsam streckte Izobel die Hand nach der
Frucht aus. Sie f�hlte sich kalt und glatt an. Izobel konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal einen Apfel in der Hand gehalten
hatte.
�Gern geschehen�, antwortete die Frau und ging zu ihrem Platz zur�ck.
Ruhig betrachtete sie den gr�nen Apfel in ihrer Hand. Wie
auf Kommando begann ihr Magen zu knurren und sie biss hinein.
*~*
Mit einem dumpfen Ger�usch schlug Jamie
Sullivan den dicken W�lzer zu der vor ihm auf den Tisch lag. Eine dicke Staubwolke stieg auf und lie� ihn husten.
Er hasste es. B�cher. Vor
allem alte B�cher. Mit mehrdeutigen Texten in fremden Sprachen, die kaum noch ein Mensch sprach. Wenn sie �berhaupt noch ein Mensch
sprach. Jamie war sich sicher das dieses merkw�rdige Gekrakel eine alte D�monensprache war. Das w�rde seinem Vater �hnlich sehen. Er besa�
eine riesige Bibliothek mit derartigen Artefakten. Und war auch noch unglaublich stolz darauf.
�Also. Was sagt denn nun diese neue
Prophezeiung? Zuf�llig mal was anderes als die �brigen sieben St�ck?�, fragte er in einem schleppenden Tonfall und lehnte sich in einem Sessel
zur�ck.
�Mhm?�.
Erstaunt sah sein Vater ihn �ber den Rand seiner Brille hinweg an. Seine langen, grauen Haare waren mit einem
schwarzen Haarband zusammengebunden, nur einzelne Str�hnen hatten sich gel�st und fielen ihn nun in die Stirn.
�Es w�rde dir gut tun
James, wenn du etwas mehr � Zeit in deine Bildung investieren w�rdest als in anderen Dingen�.
�Ohja, verstehe. Ich soll mir diese alten
Schinken durchlesen. Weil ja irgendwann in hundert Jahren der n�chste Weltuntergang ansteht. Verursacht von einem Halbd�mon mit langen
Krallen. Schon klar, Dad�, erwiderte James McAveroy sarkastisch und verdrehte die Augen.
�Nicht in hundert Jahre, James. Sondern viel
ehr als du denkst. Au�erdem ist in dem Buch nicht von einem Weltuntergang die Rede. Sondern von einer Vereinigung eines Halbd�mons mit
einem der Unsrigen�, konterte sein Vater k�hl und legte die Feder nieder.
Mit verschr�nkten Armen beobachtete Jamie seinen Vater, wie
dieser eine Reihe alter B�cher und Pergamentrollen zur�ck in eines der riesigen Regale stellte. Er hasste es wenn sein Vater so war. Abweisend,
k�hl. Nur daran interessiert was das n�chste gro�e mystische Irgendwas war.
Das Ger�usch der knarrenden T�r riss Jamie aus seinem
tiefen Gedanken und er wandte seinen Blick von seinem Erzeuger ab.
�Arbeitet ihr etwa immer noch? Wesley, es ist nach Mitternacht. Ich
denke Jamie hat genug f�r heute�. Die k�hle Stimme von Justine McAveroy hallte durch die gro�e Bibliothek und lie� ihren Mann
aufhorchen.
�Nein. Er will immer noch wissen was es mit dieser Vereinigung auf sich hat. Irgendein Halbd�mon wird es in n�chster
Zukunft mit einem Zauberer treiben�, erwiderte Jamie gelassen und sprang auf.
�Aber wie dem auch sei. Ich geh jetzt. Gute Nacht � Dad
�.
Doch Wesley McAveroy erwiderte nichts. Er hatte sich bereits wieder �ber eine weitere Schriftrolle gebeugt.
�Ich bitte dich
James, benutze nicht immer diese Ausdr�cke wie einer der Nichtmagier�, antwortete daf�r seine Mutter, als Jamie an ihr vorbei
ging.
�Okay, Mum. In naher Zukunft wird sich ein Halbd�mon mit einem Zauber veieinigen. Das war doch das Wort was Herr und von Zu
Ich-kenne-s�mtliche-Prophezeiungen-der-Welt�.
Mit diesen Worten verlie� Jamie McAveroy die Bibliothek.
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.: Briannas B�cherwelt :.
Manche B�cher m�ssen gekostet werden,
manche verschlingt man,
und nur einige wenige kaut man
und verdaut sie ganz.
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